Dr. Walter Hartmann (ehemals Uni Hohenheim), der Hirschwirt August Kottmann aus Gosbach, sowie Klaus Wagner aus Mühlhausen, Jürgen Böhringer aus Gruibingen und Thomas Wagenblast aus Donzdorf, trafen sich mit dem Vereinsvorsitzenden zum ‚Luiken gucken‘ am Bissinger Rathaus.

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Es ging um die derzeitige Luikenblüte. Doch nicht jeder gerade blühende Apfelbaum ist ein Luiken, da z.B. der Bittenfelder und weitere Spätblüher im Moment auch blühen. Alle Teilnehmer sind dazu am Luiken-Projekt des Pomologenvereins und des KOB Bavendorf beteiligt, das sich seit 2020 mit dem Luiken und seinen vielen Abkömmlingen beschäftigt und das noch lange nicht abgeschlossen sein wird.
Zunächst suchte man die Region ‚Bleichehäusle‘ auf, wo im Naturschutzgebiet Teck, auf den Gemeindeobstwiesen, noch viele alte Luikenbäume zu finden sind. Leider sind diese Bäume alle stark abgängig und jeder stärkere Wind verrichtet an ihnen sein Werk. Gerade einige der dortigen Luiken zeichnen sich durch eine wunderbare Fruchtausfärbung aus, die nicht so ausgeprägt, bei jedem Luikenbaum zu finden ist.

 DSC 0177 Bissingen Bleichhausle Blick ins Stauferland

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Nach Sichtung und Fotografieren dieser Bäume ging es zum Altsortenmuttergarten der Gemeinde, der vom Verein betreut wird. Dort hatte der OGV bereits in 2008 jeweils 2 Bäume des Luiken und des in Bissingen ansässigen Stauferluiken veredelt. Vom Stauferluiken waren damals auf der Gemarkung noch 2 stark abgängige Bäume bekannt, die es inzwischen nicht mehr gibt. Sollte heute jemand noch einen Baum wissen, bitte dies beim Vereinsvorsitzenden melden. In weiser Voraussicht erfolgte die damalige Veredlung, man hätte auf ihn heute keinen Zugriff mehr. Der Stauferluiken ist in der Reife etwa 1-2 Wochen früher als der Luiken.

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Er gibt einen noch kräftigeren Baum wie der Luiken, dessen unbändiger Trieb und damit Wuchs manchen Baumschneider ja vor Rätsel stellt. Der Vorsitzende sagte beim Rundgang, dass man beim korrekten Schnitt des Luiken nicht nur die Meister-, sondern die Ingenieurprüfung im Baumschnitt ablegen könne. Denn falsch behandelt, trägt er auf Jahre nicht mehr.

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Nach einem Picknick, für das August gesorgt hatte, ging es dann zur Wiese der Familie Gert Weissinger an der Ochsenwanger Steige, zu deren Luiken.

DSC 0244 Bissingen Ochsenwanger Steige Luike Parzelle Weissinger

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Wenige Wiesen unterhalb davon entdeckten wir eine Wiese, auf der etliche Luikenbäume in einer Reihe stehen. Siehe beigestelltes Foto von Jürgen Böhringer.

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Ihr Besitzer war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Insgesamt waren alle Gäste hoch erstaunt, wie viele Luikenbäume wir noch in Bissingen haben. Dies kann sich bei vielen abgängigen Bäumen jedoch sehr schnell ändern. Die Projektgruppe ist darauf angewiesen, dass die Wiesenbesitzer den Zutritt erlauben, weil die auserkorenen Bäume mehrfach in der Vegetation zu sichten sind.
Zwischenzeitlich hat der OGV und die Gemeinde ein gemeinsames Projekt erstellt, das den Weiterbestand des ‚Bissinger Luiken‘, vom ‚Bleichehäusle‘ droben, sichern soll. Bereits vor 3 Jahren hat der OGV, in kleinem Stil, mit dieser Sicherung begonnen, indem auf der Vereinswiese 'Hundsrücken' ein Baum mit seinen Reisern veredelt wurde. Über dieses Bissinger Luiken-Projekt berichten wir zu späterem Zeitpunkt.

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Im Zusammenhang möchten wir in Erinnerung rufen, dass der Luiken, um den Übergang 19. auf 20. Jahrhundert, die meist angebaute Apfelsorte in Württemberg war. Er brachte seinen Baumbesitzern beim Handel gutes Geld und er war ein vorzüglicher Apfel für Verzehr, in der Küche und beim Most. Vom badischen Pomologen Johann Christian Metzger (1789-1852) stammt das Wort: 'Wer den Luiken nicht kennt, ist kein Württemberger'.