Bei annehmbaren Wetter war zunächst Theorie angesagt, die Referent Helmut Ritter in seiner bekannt anschaulichen Weise vorstellte. Anhand seiner selbstgefertigten Tafeln erläuterte er die stets wiederkehrenden Grundbegriffe von ‚Oeschberg-Palmer' praxisnah. Elementare Schritte wie z.B. der ‚Schnitt aufs Umkehrauge' wurden anhand mitgebrachter Astpartien ebenso wie Knospen ausbrechen, Triebe abbinden oder Anschnitt und Aufbau der Mitte eingehend diskutiert. Ein mitgebrachter Pflanzbaum bot Gelegenheit die Auswahl der künftigen Gerüstäste und den Pflanzschnitt zu besprechen und ihn zu zeigen.

 

 Sodann ging es an den Schnitt von zwei etwa 10-jährigen Bayerischen Weinbirnen. Dem folgte ein ungefähr 20-jähriger ‚Rheinischer Bohnapfel', der schon in zurückliegenden Schnittkursen Objekt war. Zunächst wurde die Reaktion auf letztjährigen Schnitt hin besprochen. An vielen Astpartien waren noch Auswirkungen des verheerenden Hagelunwetters vom 28. Juli sichtbar. Dessen Folge ist der in diesem Jahr oft zu beobachtende schlechte Triebabschluss vieler betroffener Obstbäume. Nach diesem Unwetter mit tennisballgroßem Hagel standen die Bäume zunächst 3 Wochen unter Schock. Daraufhin begannen sie neu aus- und anzutreiben, einige kamen sogar zur Blüte. Weil das Jahr bereits weit fortgeschritten war, gelangten viele nicht zum erforderlichen Triebabschluss. Haftendes und zwischenzeitlich erfrorenes Laub am Jahrestrieb und unausgereiftes Holz sind sichtbare Folge.

 

Bayerische Weinbirne: während dem Schnitt

Bayerische Weinbirne: vor dem Schnitt

Bayerische Weinbirne: nach dem Schnitt

 

 Rheinischer Bohnapfel: während dem Schnitt

 

                                

 Rheinischer Bohnapfel: nach dem Schnitt

Zuletzt nahm sich Helmut Ritter eines etwas verwahrlosten Jakob Fischers an, der etliche Jahre, ja vielleicht sogar ein Jahrzehnt keinen Baumschneider gesehen hatte. Sein Vorgehen sah da folgendermaßen aus: Wenige Sägeschnitte sorgten für einen Arbeitszugang zur inneren Baumkrone. Vorhandene Überbauung wurde in so weit zurückgenommen, um das tragende Baumgerüst freizustellen und Sonne und Licht wieder in den Baum zu bringen. Abgeflachte Gerüstäste werden durch geeignete Steiltriebe neu aufgebaut. Helmut Ritter demonstrierte dabei, dass in so einem Fall wohl überlegtes und bedächtiges Handeln notwendig ist, als alleiniges, unüberlegtes ´Holzen´. So werden auch die dafür notwendigen Schritte von ihm auf mehrer Jahre verteilt.

 

Jakob Fischer: vor dem Schnitt

Jakob Fischer: nach dem Schnitt

Großer Beifall der Teilnehmer für Helmut Ritter bestätigte zum Abschluss einmal mehr, welchen Stellenwert Referent und Kurs in Bissingen besitzen. Rudolf Thaler dankte Helmut Ritter und auch den Teilnehmern fürs Interesse und Kommen. Traditionsgemäß wird der nächste ´Ritter-Kurs´ am letzten Novembersamstag 2014 stattfinden.