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Rudolf Thaler, Vorsitzender des OGV Bissingen, hatte alle Teilnehmer der letztjährigen Mostprämierung zum Sensorikseminar mit einem ausgewiesenen Fachmann ins Feuerwehrhaus eingeladen.

Gleich zu Beginn lobte der Referent die Bereitschaft und den Mut für dieses Seminar: niemand will hören, dass sein Most nicht gut ist.

Fast alle hatten trotzdem eine Probe ihres diesjährigen Mostes mitgebracht, die von allen Anwesenden unter Anleitung von Dr. Hagmann geprüft wurden. Damit das auch richtig gemacht werden konnte, hatte dieser Wein-Degustationsgläser mitgebracht. So konnte der Geruch der Moste gut wahrgenommen werden. Dr. Hagmann verriet dabei sogleich: "Je schlechter der Most ist, umso schlechter/gewöhnlicher darf das Glas sein".

Worauf kommt es bei einem guten Most an?

Farbe, Geruch und Geschmack müssen stimmen und werden deshalb beurteilt. Ein Most darf zwar leicht trübe sein, er sollte aber eine schöne Farbe (nicht bräunlich) haben. Er sollte angenehm duften: "Die Nase bitte nur kurz ins Glas halten und die ganze Vielfalt eines Mostes herausriechen." Der folgende Schluck sollte auf der Zunge und im Gaumen verteilt werden, um jede Geschmacksnuance wahrnehmen zu können. Schmeckt der Most frisch, hat er ein ausgewogenes Säureverhältnis? Danach kann dann tatsächlich geschluckt oder bei Missfallen auch ausgespuckt werden (genügend Eimer standen bereit).

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Blick in die Runde

Bei der Degustation zeigten sich dann sehr schnell die Unterschiede: der eine roch muffig, der andere nach Essig oder Schimmel. Die Geschmacksprobe war mal sehr erfreulich, mal fast ungenießbar. Für alle diese Unterschiede hatte Dr. Hagmann eine Erklärung bereit und es zeigte sich, dass Mosterzeugung eine Wissenschaft für sich ist. Welche Obstsorten werden verwendet, wie ist der Keller beschaffen, welche Fässer werden verwendet, wie hoch war die Gärtemperatur, wurde dem Süßmost Hefe zugefügt, wurde zur Vermeidung der Oxydation geschwefelt?

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Drei fleißige Einschenkerinnen

Manchem Seminarteilnehmer wurde an diesem Abend wohl bewusst, dass man - wenn man einen guten Most haben möchte - nicht nur seine Bäume, sondern auch seinen Most pflegen muss. Den Saft ins Fass zu füllen und dann abzuwarten was daraus wird, ist einfach zu wenig.

Prüfungsergebnisse, die so kommentiert wurden:

  • "Auf den muss man aufpassen, dass er nicht noch schlechter wird"
  • "Aus dem wird nichts mehr"
  • "Den kann man so stehen lassen und warten, das wird noch ein guter Essig" oder
  • "Da braucht man eine ganze Flasche Sprudel zum Hinterherspülen"

wären dann Vergangenheit.

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links: Zwei Mostexperten aus Neuffen und Neidlingen beim Verkosten rechts: Fachsimpeln unter Kennern

Dr. Hagmann sah zu seinem Bedauern auch in Bissingen bestätigt, dass es in diesem Jahr zu auffällig vielen Fehlgärungen gekommen sei. Aber auch in einem so schwierigen Jahr können bei guter Pflege gute Moste erzeugt werden, was mit mehreren Beispielen bewiesen wurde. "So muss ein Most schmecken", waren sich alle Teilnehmer einig.

Rudolf Thaler machte seinen Vereinsmitgliedern und den Gästen Mut, sich das Wissen um die Erzeugung eines guten Mostes anzueignen: "Man kann es lernen, es lohnt sich, denn manch ein Wein kann mit einem guten Most nicht mithalten!" Vielleicht gibt es demnächst beim OGV Bissingen sogar ein entsprechendes Seminar - Interessenten gäbe es ganz sicher(gg)