Aktueller Stand: Baumschnitt Jakob Fischer-Baum

Nach dem Laubfall habe ich den unter meiner Regie im März geschnittenen Jakob Fischer-Baum aufgesucht. Anhand der vier Aufnahmen unter Ansicht 1 wird mehr als deutlich, was mit dem Oeschbergschnitt erreicht werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass das Ergebnis auch die letzten Zweifler überzeugt. Aus meiner Sicht kann mit alternativen Methoden kaum Vergleichbares erzielt werden. Im Gegenteil ...

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Ansicht 1: März 2012 vorher

So sah der Baum Anfang März aus. Zu seiner Sanierung war ein großer Eingriff unabdingbar. Außer 3 Motorsägeschnitten wurde alles andere in Handarbeit erledigt. Da muss der Baumpfleger, ob er will oder nicht, in den Baum steigen und kann nicht allein von unten agieren. Mit dem viel gepriesenen Hochentaster wären wir kaum zu diesem Ergebnis gekommen. Ich möchte den Hochentaster keinesfalls schlecht reden. Er wird nur oft falsch gehandhabt, und das sieht man den derart traktierten Bäumen auch an. Helmut Palmer hat das Resultat gern als "Hochentaster-Konkurs" bezeichnet.

Kommt dazu auch noch die oft praktizierte "Flachdach-Schnitttechnik", ist fast alles zu spät. Diese Vorgehensweise widerspricht dem natürlichen Wuchsverhalten. Es ist daher nur empfehlenswert statt oder vor einem Hochentaster-Kurs einen guten Schnittkurs zu besuchen.

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Ansicht 1: März 2012 nachher

Hier sieht man, wohin es künftig mit dem Baum gehen soll:
Zu einer geordneten, selbsttragenden und gut belichteten Krone.

Am wichtigsten ist die Neugestaltung der Leitäste, die aufgrund der Überbauung bereits abgeflacht sind und Alarmtriebe haben. Beinahe 40 Jahre habe ich an Schnittkursen teilgenommen und Helmut Palmer war der Erste, der einem diese geradezu ideal ausgeklügelte Technik zeigen konnte.

Aus Unkenntnis entfernen viele Baumschneider genau diese Triebe, die der Baum aus einer Alarmsituation heraus bildet. Die Erziehung von genügend steilen Leitästen ist mit ein Geheimnis der Oeschberg-Technik, die es zu erkennen und zu begreifen gilt. Deren Steilheit kommt einem Pufferventil gleich, das ein Übermaß sogenannter Wasserschosser verhindert. "Flachdachschneider" hingegen wundern sich immer wieder über ein Übermaß unnützer Triebe.

Ein oft in der Fachliteratur veröffentlichter Leitastwinkel von 45-60° führt früher oder später zur Instabilität des Astes, der Baum fällt auseinander. Diese 45° Winkelangabe kann allenfalls für den unmittelbaren Astabgangswinkel gelten, der in Hinsicht stabiler Verankerung flacher noch günstiger ist. Wenn ein Leitast stabil selbsttragend werden soll, muss er nach genügendem Kronenöffnungsabstand im Steilheitsgrad so hochgezogen werden, dass er sich nahezu der Senkrechten nähert. Künftige Fruchtlast, der außen angehängten begleitenden Fruchtäste und vom Fruchtholz, drücken den Leitast automatisch nach außen.

Bei der Rücknahme wurden größere "Oberwunden", die das Baumleben ungünstig beeinflussen, vermieden. Die in den offenen Holzkörper eindringende Feuchtigkeit wäre ein Nährboden für Pilze und Fäulniserreger..

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Ansicht 1: Sommer 2012

Weil vorbeschriebene Technik in den Schnitt des Baumes eingeflossen ist, blieb der Baum trotz dem verhältnismäßig großen Eingriff geradezu ruhig. Und das selbst im Hinblick auf die bekannte sortenbezogene Wuchseigenschaft des Jakob Fischer. Das jetzige Ausmaß an Neutrieben ist in dieser Form erwünscht. Es ermöglicht weiteren Aufbau, die Bildung von Fruchtholz und somit Ertrag. In den nächsten Jahren stehen bei diesem Baum lediglich ausgleichende Schnittmaßnahmen an.

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Ansicht 1: Herbst 2012

Ein besonders Augenmerk ist dabei auf die Stabilisierung der neu geschaffenen Leitastfortsätze zu richten, was nur durch Rück- und Anschnitt der Leitastspitzen erreicht werden kann. Das neue Leitastgerüst darf keinesfalls abkippen, sonst wäre aller Aufwand umsonst gewesen. Dank "Oeschberg-Palmer Wissen" kann auch ein bereits ausgemusterter Baum wieder Freude bereiten.